Erfrischende Auszeit am Wasser: Urlaub im Fränkischen Seenland

Entspannte Abendstimmung im Strandbad Enderndorf am Igelsbachsee. Foto: Simone Eber

Die Zeiten, als Urlaub an deutschen Seen sich auf Boots- und Fahrradtouren beschränkte, sind lange vorbei. Heute beleben Fun-Sportarten und originelle Mobilitätsformen die Ferien am Wasser. So wie im Fränkischen Seenland südlich von Nürnberg, wo der Tourismus seit ­einigen Wochen wieder zum Leben erwacht.

Bedächtig schiebt Petra Niemitz ein Segway nach dem anderen aus der Garage, um unsere sechsköpfige Gruppe mit ausreichend Fahrzeugen zu versorgen. Ein Teil logiert im Sonnenhof, der direkt am Platz liegt und zu den wenigen größeren Hotels im sonst von Ferienwohnungen dominierten Fränkischen Seenland gehört. Und auch wir hatten es nicht weit zum Treffpunkt: Unser Domizil ist das Waldcamping Brombach, das sich hinter dem Sonnenhof erstreckt. Auf dem weitläufigen, schattigen Platz, der einen knappen Kilometer vom Brombachsee entfernt liegt, haben wir eine Nacht in einem komfortabel eingerichteten Zirkuswagen verbracht. Der ist nicht die einzige originelle Unterkunft auf dem Camping-Areal in Pleinfeld: Mobilheime, Schlaffässer, Safarizelte sowie Pods und Trolls – gemütliche kleine Holzhütten – sorgen dort neben den üblichen Stell- und Zeltplätzen für Abwechslung.

 

Gemeinsam mit den Gästen vom Sonnenhof haben wir heute ein Ziel: Wir möchten uns auf der Segway-Tour einen Überblick über den östlichen Teil des Großen Brombachsees verschaffen. Doch bevor es soweit ist, erteilt uns Petra einen Grundkurs in der Handhabung der Elektro-Fahrzeuge. Wichtig dabei: Das Anfahren wird nicht durch Druck der Arme auf den Lenker, sondern durch Vorwärtsbeugen des gesamten Körpers ausgelöst. „Je nachdem, wie viel Gewicht ihr so auf eure Fußballen bringt, erhöht oder reduziert ihr die Geschwindigkeit“, erklärt Petra. Jetzt noch die Arme zum Lenken nach links oder rechts schwenken, und schon drehen wir auf dem Hotelparkplatz unsere ersten Runden. Petra lässt uns noch ein paar schwierigere Situationen wie das Bergauf- und Bergabfahren trainieren, dann stellt sie die Segways vom Übungsmodus (12 km/h) auf die regulären 20 km/h Höchstgeschwindigkeit um.

Ferienhäuser auf dem Wasser

In flottem Tempo drehen wir nun zunächst eine Runde durch den Ort Pleinfeld, vorbei am Freibad und dem Naturfreundehaus, bevor es oberhalb der Teiche auf einem längeren Streckenabschnitt nach Ramsberg geht. Dort genießen wir nicht nur den Blick auf den See und den Yachthafen, sondern entdecken auch eine weitere innovative Unterkunftsform: das Floating Village, einen schwimmenden Ferienhauspark mit 18 Wohneinheiten. Weil gerade die Reinigungskräfte aktiv sind, dürfen wir einen kurzen Blick in eines der 45 Quadratmeter großen Domizile werfen. Mit einem Schwedenofen im Wohnraum, zwei Schlafzimmern und einer Dachterrasse wirkt es sehr einladend. Entsprechend groß war der Ansturm auf die Ende 2018 eröffnete Anlage in der vergangenen Saison.

 

Schwimmende Ferienhäuser mit Dachterrasse sorgen für einen Hauch von Luxus in Ramsberg. Foto: Simone Eber

Am südlichen Seeufer entlang fahren wir wieder Richtung Pleinfeld und passieren den Heimathafen der MS Brombachsee, eines beliebten Ausflugskatamarans. Am Strandhaus West blicken wir auf die schattigen, ruhigen Badestellen von Pleinfeld Wald. Der typische rötliche Sand begegnet uns auch wenig später wieder, als hinter dem großen Damm der Strand von Allmannsdorf auftaucht. Bevor der erreicht ist, biegen wir aber zur idyllischen Mandlesmühle ab, wo heute neben dem Wasserwirtschaftsamt ein Infozentrum zur Geschichte des Seenlandes untergebracht ist.
Ein Wasserausgleichsprojekt der bayerischen Regierung gab 1986 den Startschuss für die Entstehung der Ferienlandschaft mit Altmühlsee, Großem und Kleinem Brombachsee, Igelsbachsee, Rothsee, Hahnenkamm- und Dennenloher See. „Jährlich werden 150 Millionen Kubikmeter Wasser aus Donau und Altmühl über die Seen nach Franken geleitet, um die trockenen Regionen im Sommer vor Wassermangel zu schützen“, erläutert Walter Belzner vom Infozentrum. Nebenbei entstanden an den
Gewässern Sandstrände, Seezentren und Yachthäfen, aber auch Schutzgebiete für viele Vogelarten.
Eine Mischung, die ein buntes Publikum anzieht, wie wir auf der Rückfahrt zum Hotel Sonnenhof feststellen: Auf den breiten Uferwegen sind Spaziergänger und Nordic Walker ebenso unterwegs wie Segway-, Rikscha- und Radfahrer. Segler, Ruderer, Kanufahrer und Stand-up-Paddler bevölkern den See.

 

Auf dem malerischen Gelände der Mandlesmühle ist heute ein Infozentrum für Gäste untergebracht. Foto: Simone Eber

Kurzer Traum vom Fliegen

Auch wer auf der Suche nach einem Adrenalinkick ist, wird im Fränkischen Seenland fündig. Zum Beispiel im Abenteuerwald Enderndorf, wo eine rasante Seilabfahrt über den Igelsbachsee führt. Die Traverse ist der krönende Abschluss eines etwa dreistündigen Hochseilparcours durch einen lichten Mischwald. Zum Finale wird der Puls des Kletterers noch einmal ordentlich in die Höhe getrieben: Um auf den Startturm zu gelangen, muss er eine zunächst schräge, dann senkrechte Leiter hochsteigen – für Menschen mit Höhenangst eine Herausforderung. Zum Glück hat das Team vom Abenteuerwald alles im Griff. Oben hakt ein Mitarbeiter den Überquerer schnell am Klettergurt in die Zip-Line ein, lässt sich per Funkgerät das OK von der Gegenseite geben und schickt ihn auf die 560 Meter lange Fahrt, bei der ein Höhenunterschied von 36 Metern überwunden wird. Unter Drehungen saust man über den See und nimmt aus den Augenwinkeln das Winken der Bootsfahrer unter einem wahr. Viel zu schnell wird der Traum vom Fliegen mit einer unsanften Landung auf einer hackschnitzelgepolsterten Rampe beendet. Per Boot geht es zurück zum anderen Ufer.

 

An einer 560 Meter langen Zip-Line geht es vom Abenteuerwald Enderndorf über den Igelsbachsee. Foto: Hans-Dieter Niederprüm

Noch mehr Action verspricht der neue Wakepark auf der Badehalbinsel Absberg am Kleinen Brombachsee. Mat Bauer und Jonas Wörrlein haben 2014 die kleine Übungsanlage übernommen und sie 2019 um einen 600 Meter langen Rundlift erweitert. Im Zuge der Bauarbeiten wurde eine Halbinsel aufgeschüttet und so ein zusätzlicher Strandabschnitt geschaffen. Die jungen Geschäftsführer managen auch die Zeltwiese Absberg direkt hinter dem Wakepark. Mit Baumzelten und getrennten Bereichen für Familien und Gruppen ist sie eine beliebte Adresse vor allem beim jungen Publikum.

Wakepark-Manager statt Finanzbeamter

„Ich bin im Havelland zum Wakeboarden gekommen“, erzählt Mat Bauer. „Es hat mich so gepackt, dass ich weltweit an Übungscamps teilgenommen und dort auch einige meiner heutigen Kollegen kennengelernt habe.“ Sein Vater hätte ihn lieber in seine Fußstapfen als Finanzbeamter treten sehen, meint der Mann mit der blonden Mähne grinsend. Doch dann habe er ihn doch bei seinem Traumprojekt am Brombachsee unterstützt.
Beim Schnupperkurs auf der neuen Anlage hat heute Marc Berthold das Kommando. Trotz des lässigen Umgangstons lässt der Wakepark-Manager keinen Zweifel daran, dass Sicherheit für ihn an erster Stelle steht. Nachdem die Neoprenanzüge sitzen und alle barfuß sind, verbannt er Glasflaschen aus dem Startbereich, damit sich niemand verletzt. „Wenn ihr stürzt, greift zuerst das Brett und schiebt es weg, bevor ihr auftaucht, um euch nicht zu stoßen“, mahnt Marc. „Dann verlasst an der nächstmöglichen Stelle das Wasser. Wer oben bleibt, folgt immer in der Umlaufbahn und kommt anderen nicht in die Quere“, fügt er hinzu.

 

Wakepark-Manager Marc Berthold vermittelt im Schnupperkurs Basiswissen zum Umgang mit dem Board. Foto: Hans-Dieter Niederprüm

Sturzregeln und coole Tricks

Dass diese Sturzregeln wichtig sind, wird in der Praxis schnell klar. Denn mit der Technik des Wakeboardens kommt nicht jeder gleich zurecht. Gestartet wird im Sitzen mit dem Brett quer vor dem Körper, die Füße stecken lose in den dafür vorgesehenen Halterungen, die Hände greifen die Hantel. Wenn Marc die Anlage startet und das Seil anzieht, geht der Blick mit der Zugrichtung, die Arme folgen von der Hüfte ausgehend, durch die Belastung des Standfußes wird das Board in Fahrtrichtung gedreht. Soweit die Theorie, die wohl für Snowboarder einfacher umzusetzen ist. Ich stehe ein ums andere Mal quer zur Fahrtrichtung, stürze ins Wasser, klettere auf die Brücke und trete den Rückweg mit dem Brett unter dem Arm zu Fuß an. Andere Teilnehmer tun sich leichter, haben schon nach drei, vier Versuchen den Bogen raus und gleiten lässig über die Anlage. Schließlich schaffe ich es auch, für ein paar Meter oben zu bleiben.
Wesentlich leichter geht mir aber das Wasserskifahren von der Hand. Hier heißt es einfach in die Knie gehen, dem Zug des Seiles folgen, ins Wasser gleiten und losdüsen. Ich drehe problemlos mehrere Runden – nur dort, wo der Zug auf dem Seil kurz nachlässt und wieder anzieht, heißt es aufpassen. Andererseits sind diese Stellen wichtig für den Ausstieg: Bei reduziertem Tempo lasse ich die Hantel einfach los, gleite ins Wasser, löse die Ski und wate zum Ufer.
Nach dem Schnupperkurs trifft sich die Gruppe in der Strandbar, wo Burger, Falafel, Fritten und eine große Getränkeauswahl auf der Karte stehen. Von hier aus lassen sich geübte Fahrer und ihre Tricks auf den Rampen des Wakeparks bestens beobachten. Obwohl ich mich nur habe ziehen lassen, plagt mich in den nächsten Tagen ein höllischer Muskelkater in den Armen. Egal – so bleiben die erlebnisreichen Tage im Fränkischen Seenland noch besser in Erinnerung.

Wakeboard oder Wasserski? Redakteurin Simone Eber probierte beide Varianten aus. Foto: Hans-Dieter Niederprüm

ARCD-Reiseservice

Anreise: Das Fränkische Seenland liegt ca. 50 km südlich von Nürnberg und ist mit dem Auto über die A6 und die A9 zu erreichen. Die Bahnhöfe in Roth, Pleinfeld, Weißenburg, Ellingen und Gunzenhausen sind an das Fern­verkehrsnetz der Deutschen Bahn ­angebunden.
Aktivitäten: Segway-Touren: Leider musste der im Beitrag erwähnte Anbieter am Großen Brombachsee aufgrund der Corona-Krise seinen Betrieb kurzfristig einstellen. Segway-Touren sind aber weiterhin am Altmühlsee möglich. Mehr dazu auf der Seenland-Website (siehe Auskünfte) unter „Freizeit aktiv“.
Zip-Line im Abenteuerwald Enderndorf: http://enderndorf.abenteuer-wald.com. Wakeboarden: www.wakepark-brombachsee.de
Unterkunftstipps: Floating Village in Ramsberg: www.eco-lodges.de; Waldcamping Brombach in Pleinfeld, www.waldcamping-brombach.de; Zeltwiese Absberg, https://zeltwiese-absberg.de.
Auskünfte: Tourismusverband Fränkisches Seenland, Tel. 09831/500120, www.fraenkisches-seenland.de

Fotos: Simone Eber (9), Hans-Dieter Niederprüm (3)

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